„Wie schaut’s aus?“ – „So schaut’s aus!“

Wie schaut’s aus?“ brüllt Kristall-Rainer (Name von der Redaktion geändert) in eine Runde angetrunkener und gut gelaunter Fußballfans (oder wie die Presse sie gern bezeichnet „sogenannte „Fans““). „So schauts aus!“ brüllt die homogene Masse zurück, während sie schon wenige Millisekunden später fast synchron an den verschiedenen Bierpullen nippt. Obwohl Nippen hier das falsche Wort ist. Drei, vier kräftige Züge und leer ist der Kolben. Doch zum Glück ist eine Kiste Bier nur wenige Meter neben der Sportstätte geparkt und somit für ständigen Nachschub gesorgt. Die Bitte  des Platzwartes,  die  Kiste  Bier  bitte verschwinden zu  lassen, da  in wenigen Minuten eine Nachwuchsmannschaft von Hertha BSC ein Spiel beschreiten wird (es ist nämlich erst 13 Uhr), wird akustisch zwar nachgegeben. Offizielle Quellen berichten allerdings, dass die Kiste bis zum heutigen Tage den Platz nicht verlassen hat. Long story short – Ich bin zu Gast beim THC Franziskaner FC!

Seit nun schon einiger Zeit versuche ich die Machenschaften beim THC Franziskaner aufzudecken. Während ich bisher der Meinung war, dass die 1. KF des THC lediglich ein dicke, fette Schuppe auf einen ansonsten gesunden Kopfhaut ist, wurde ich in den letzten Monaten eines Besseren belehrt. Der ganze Verein schrie nach einer investigativen Undercover-Recherche und dafür kann es nur einen geben: den Undercover-Meng. Doch es sei gleich vorweg angemerkt: Es ist wohl leichter sich in die kolumbianische Kokain-Maffia einzuschleichen, als sich als vollwertiges Mitglied beim THC einzuschummeln. Nur Mitgliederantrag ausfüllen und Beitrag überweisen reicht nicht (hab ich aber trotzdem am 13.03 erledigt)! Vorbildliche Trainingsbeteiligung und das Anschleppen alternder Familienmitglieder reicht immer noch nicht (hab ich aber trotzdem in dieser Saison gemacht)! Den Trainer immer wieder loben reicht noch lange nicht (ging mir aber auch nie über die Lippen)!   Es mussten viel intensivere Maßnahmen ergriffen werden, um sich in diesem alternativ-linken Hippie- Verein das Vertrauen zu erschleichen. Doch irgendwie musste es mir gelingen, mich bis zur Jahreshauptversammlung am 30.03.2014 so in den Verein zu integrieren, um von dieser Veranstaltung, die sonst unter strengem Ausschluss der Weltöffentlichkeit stattfindet, zu berichten. Hier folgt nun mein Weg dahin:

In einer historisch einzigartigen Zusammenarbeit der CSU (Christlich-Soziales Irgendwas) und der AfD (Absolute-Folks-Verdummung) wurde ich mit ausreichend finanziellen Mitteln und einer Scheinidentität  als  Projekt-Pitcher  im  Event-Bereich  ausgestattet,  um  ja  keinen  Verdacht  zu erwecken. Ein „Arbeitsplatz“ (eigentlich sitz ich nur 9to5 vorm PC und checke Facebook) in unmittelbare Nähe zum Lobeck und zum Franzis, eine bierfreundliche Leber, die ich unwissend seit meinem 14. Lebensjahr trainiere  und scheinbar  endlos  Zeit und Lust  auf Party,  Bier-Stiefel und verrauchte Kneipen komplementierten das perfekte TCH-Kostüm.

Viel wichtiger für meine Recherche waren allerdings enge soziale Kontakte innerhalb der eingefleischten THC-Gemeinde, ohne die es einfach nicht geht. Nun sind Äußerlichkeiten noch relativ leicht umsetzbar. Sich aber menschlich in den THC-Modus umzuswitchen ist dagegen eine schauspielerische und psychologische Herausforderung, bei der selbst Chuck Norris keine „18“ gesagt hätte. Doch für mich, der auch mal gerne ohne Buben und Asse ein Grand Hand spielt, bedarf solch ein Move einfach nur viel Vorlauf und eisernen Willen.

Nachdem ich schon einen gewissen Einstieg in die Kleinfeldmannschaft geschafft hatte, habe ich mir für den nächsten sozialen Aufstieg die aufstrebende Führungspersönlichkeit im Verein „Linse“ (Name von der Redaktion geändert) gesucht, um mir auch hier das Vertrauen zu erschleichen. So unternahm ich schon im Frühjahr 2013 zu diesem Zweck eine mehrtägige To(rt)ur in eine osteuropäische Provinzstadt zusammen mit „Linse“ und vielen anderen Chaoten. Nach einem turbulenten Hinflug mit reichlich kotzgefüllten Beuteln und kotzgesäumten Notausgängen, einer mehrstündigen Festsetzung der örtlichen Polizei auf dem Flughafengelände, dem Rausschmiss aus so ziemlich jedem Club/Bar/Strip-Laden der Stadt und dem Konsumieren des Szenecocktails Äthanol-Baileys (kurz: Ätschi-Bä  (löst auch  hartnäckige  Verkalkung)) war ein  intensives  Vertrauensverhältnis  zu „Linse“ aufgebaut.  Doch es wurde auch allzu deutlich, dass mich diese Undercover-Mission an die Grenze der biologisch humanen Verträglichkeit bringen würde und jedes „Jenke-Experiment“ wie ein Kindergeburtstag aussehen lässt.

Doch mit dieser „mehrtätigen To(rt)ur“ war mein Assimilationsprozess noch längst nicht abgeschlossen. Eine der großen Lehren dieser Tage war, dass ich mich in Sachen Kleidungsstil klar vertan hatte. Als viel zu geschmackssicher und elegant entpuppte sich meine Garderobe. Ein Missstand der schnellstens beseitigt werden musste. Während es zahlreiche TV-Formate gibt, in denen durch eine Typberatung aus einem hässlichen Entlein ein schöner Schwan entsteht, fand in meinem Fall das komplette Gegenteil statt. Gekonnt pickte ich die größten modischen Fails, die ausschließlich in der 1. KF zu finden sind, heraus und integrierte sie in meine Garderobe. Um meine perfekte Verwandlung zu präsentieren, schien mir die THC-Weihnachtsfeier der perfekte Zeitpunkt.

Es gab aber bereits vor, aber vor allem natürlich nach der THC-Weihnachtsfeier noch zahlreiche Events des THC, an denen ich im Rahmen meiner Schein-Identität teilnehme musste. Sei die Veranstaltung noch so unspektakulär und unter meiner Würde, ich würde dabei sein. So fand ich mich bspw. auf dem THC-Bingo-Abend wieder, wo auf völlig dilettantische Art und Weise diesem  Rentnersport  nachgegangen  wurde,  um den finanziell eh schon angeschlagenen THC- Mitgliedern auch noch die letzten Euros aus der Tasche zu ziehen. Dass die Tipp-Scheine aus Altpapier bestanden, also nicht mal neue Bäume dafür sterben mussten, wundert kaum. Das es gefühlt  am  ganzen  Abend auch nur einen Gewinner gab  und  dieser alle Preise  abgegriffen hat, passt ins nebulöse Gesamtbild dieses Abends. Um dieses, höchst wahrscheinlich, abgekartetes Spiel  noch  weiter  zu  vertuschen,  wurden  von einem anderen Funktionär des THC noch großzügig Kekse  gebacken und verteilt. Doch wer bei dem Funktionär namens Amrel (Name von der Redaktion geändert)      Fürsorglichkeit      und      Nächstenliebe vermutet, der irrt gewältig. Die Kekse hatte nämlich die   Wirkung,   dass   der   Abend   für   alle   nur   noch   nebulöser   wurde   und   somit   sämtliche Ungereimtheiten und Organisationsmängel entweder ab genickt, von den meisten aber gar nicht mehr wahrgenommen wurden. Da sich bei mir jedoch lediglich ein gewaltiger Knast und Müdigkeit eingestellt hat, konnte ich das Treiben weiterhin überblicken. Dass mir kurzerhand auch die Moderation einer Bingo-Runde übertragen wurde zeigte mir, dass ich auf einem guten Weg bin und einfach nur so weiter machen müsse.

Doch eine andere Umstand machte mir schlagartig wieder klar, dass ich mich nie in Sicherheit wiegen durfte. Das ich im Rahmen meiner Vereinsmitgliedschaft natürlich das wöchentliche Training der 1.KF besuchen musste, stellte mich bisher vor keine größeren Probleme. Zu naiv, zu blind, zu leicht zu manipulieren, einfach zu blöd sind die Kleinfeld-Pfuscher, die unter der Leitung und Herrschaft (Fachbegriff Tyrannei)  vom Putin-Jünger Robert Köbsch (Name bewusst von der Redaktion nicht verändert) stehen und leiden (stundenlanges Pulle spielen, Abschlussspiel mit Feld räumen etc.). Nun tauchte aber auch immer öfter der offiziell verletzte „Linse“, bisher ausschließlich der der 1. Männermannschaft am werkeln, im Trainingsbetrieb der 1. KF auf. Nach eigenen Angaben einfach aufgrund der netten Gesellschaft (völlig unglaubwürdig) und weil er ein wenig im Tor stehen wollte. Mir war aber sofort klar, dass ich persönlich unter besondere Beobachtung gestellt wurde. Denn „Linse“ strebte nun auch nach der Präsidentschaft im Verein und wollte sich dementsprechend zu allen Seiten absichern. Kritische Berichterstattung ist bei seinen Präsidentschaftsplänen dabei so beliebt wie TWITTER bei Erdogan oder Persönlichkeitsrechte in den USA. Als sei das noch nicht genug, gesellt sich seit einiger Zeit nun auch noch ein gewisser „Hertha“ (Name von der Redaktion geändert) in die Trainingsgruppe. Die Tatsache, dass er sich optisch, wie akustisch, als Hertha BSC- Anhänger zu erkennen gab, verdeutlichte, dass er von Fußball nun mal so gar keine Ahnung hat. Es kann sich auch hierbei nur um einen weiteren, kritischen Beobachtungsposten handeln, der von der Vereinsführung eingesetzt wurde, um eventuelle Ungereimtheiten aufzudecken. Doch Ungereimtheiten sind mit dem Undercover-Meng nicht zu machen, da müssen die vom THC schon früher aufwachen. (Hilfe, ist das schlecht!) Warum es überhaupt zu einem gewissen Misstrauen gekommen ist, kann ich mir eigentlich nur damit erklären, dass ich beim THC-Billard-Turnier nicht anwesend war. Den Billard find ich einfach sowas von scheiße, da würde die beste schauspielerische Leistung mir nichts bringen.

Doch auch diese Wochen überstand ich unentdeckt und die Jahreshauptversammlung rückte immer näher und der Zeitpunkt der Vor-Ort-Berichterstattung und damit dem Ende meines Doppellebens war abzusehen. So überwies ich fleißig den Beitrag, stürzte mehre Male im „Franziskaner“ durch exzessiven Stiefelkonsum ab und schwadronierte mit Linse völlig Sinn frei über Frauen und gemeinsame Reisepläne. Es sind diese ständigen widerkehrenden Momente in meinem Undercoverleben, in denen man aufpassen muss seine eigentliche Existenz, seine eigentliche Persönlichkeit nicht völlig zu verlieren und sich immer wieder ins Gedächtnis rufen „Das bist nicht du!“. Doch es galt nur noch das THC-Hallenturnier bis zur Hauptversammlung zu überstehen. Allerdings tauchte dort die komplette THC-Elite auf, was noch einmal einen vollen Einsatz  von mir abverlangte.

Erleben Sie im zweiten Teil vom vierten Teil von „Meng deckt auf“ das bitter-süße Finale! Coming soon!