Jede gute Geschichte des THC Franziskaner beginnt natürlich im Franziskaner in der Dresdner Straße. Wann genau Dirk Nickel dort das erste Mal aufkreuzte, das bleibt ein Teil seiner ganz eigenen Kreuzberger Legende. Auch, ab wann er seinen Spitznamen Futschi erhielt. Sicher ist nur: Es war kurz nach der Vereinsgründung 1987, als zusammenkam, was zusammengehörte. Der in Kreuzberg geborene Futschi wurde Teil des THC Franziskaner. Und er wird nicht vergessen werden.
Aufgewachsen ist Futschi in Kreuzberg. Seine Mutter arbeitete in der Eckkneipe „Zum Plaßmann“, dem heutigen „Trinkteufel“, als Kellnerin und hinterm Tresen. Gewohnt hat die Familie gegenüber, seine Hausaufgaben hat Futschi aber immer in der Kneipe gemacht. Wo sonst sollte man die wichtigen Dinge des Lebens lernen? Logische Entwicklung, dass auch er als Kneipenlegende ein eigenes Getränk erfand: den Fatschi. Angeblich eine Mischung aus Fanta und Korn.
Sein Leben pendelte danach zwischen Kreuzberg und Neukölln. Bei Sperber Neukölln lernte er das Fußballspielen, für die Erste des THC ging er ab dem Ende der Achtziger aufs Feld. Natürlich als Linksaußen, natürlich als Lautsprecher auf dem Feld. Erst mit der 11, später mit der 69. Futschis Begründung: „War schon immer meine Lieblingsstellung.“ Mit der Ersten wurde er 1995 Meister der A-Klasse 2 und stieg mit auf. Jahrelang war er noch als Torhüter aktiv und auch als er nicht mehr spielte, war er derjenige, der das Team bei Laune hielt und sicherheitshalber die Joints in der Halbzeit drehte.
Wie er zu seinem Spitznamen kam, darüber gibt es verschiedene Versionen. Die erste geht so: Seine Schwestern sangen immer ein Kinderlied mit dem Refrain „Futschfutschi deidei“. Daraus wurde dann „Futschi“. Die zweite Erklärung ist die, dass er, egal wo er hinkam, gerne mit seiner Fuji-Kamera fotografierte. Egal, welche davon nun stimmt oder am Ende sogar beide: Sie sind schön.
Gemeinsam mit großen Teilen der THC-Ersten, Sale, Nase, Charly, wohnte Futschi lange in der O44, später in der Dresdner Straße. Man traf ihn außerdem auf dem Kinderbauernhof in der Adalberstraße, wo er half, wo er konnte, auf dem O-Platz und natürlich im Franzis. Es ist das berühmte Kreuzberger Bermuda-Dreieck, das Generationen an Franziskannerinnen und Franziskanern bis heute eine Heimat ist und uns alle prägt wie keine andere Ecke Berlins.
Aber Futschi suchte auch das Weite. Mit seiner damaligen Partnerin Lizza lief er 2013 den Jakobsweg, sieben Wochen pilgern! Und ging der THC auf Vereinsfahrt, war er eigentlich immer mit dabei. Wahrscheinlich schon beim legendären Trip nach Oldenburg. Auf jeden Fall, als James und Holger im Rahmen der Bembelbar 2006 auf dem Rasen des Frankfurter Waldstadions vor dem Spiel gegen den BVB einen signierten Bembel überreicht bekam. Ganz sicher war er bei der Fahrt nach Italien der Erste im Gardasee.
Stets mit dem Rad durch Kreuzberg tingelnd, war er anhand von Lederweste und Hut unschwer zu erkennen. „So konnte man schon von weitem entscheiden, ob man Lust hatte, ihn zu sehen – oder doch hinterm Baum blieb“, sagt ein alter Freund.
Im alten Franzis stand er auch hinter dem Tresen, dort lernte er auch die Frau kennen, mit der er drei Kinder bekam. Futschi war als Mensch nicht frei von Fehlern und Widersprüchen, sagen die, die ihn lange kannten. Seine letzten Monate waren schwer und unstet. Aber genau das zeichnet eine Kreuzberger Biografie aus, oder?
Den Angehörigen, Freundinnen und Freunden wünschen wir viel Kraft für diese schwere Zeit. Dir, lieber Futschi, wünschen wir deinen Frieden!
Wir schicken unseren Sportgruß nach oben: Na denn, Prost.
Auf die Angehörigen und Hinterbliebenen kommen einige Kosten für Beerdigung und Trauerfeier zu. Hierfür haben wir eine Spendenkampagne gestartet: https://gofund.me/c66d98b1